Workshop mit Yasmeen Godder: Morning technique

von Arnd Wesemann
01.05.2019

Workshop mit Yasmeen Godder: Morning technique

Yasmeen Godder, Sie unterrichten bei den «Potsdamer Tanztagen» «Morning Technique». Was verbirgt sich hinter dem Begriff?   

Eine Mischung aus Yoga und Release, auch wenn ich keine Release- oder Yoga-Lehrerin bin. Ich gebe in Israel seit zwanzig Jahren Klassen für Tänzer. Immer morgens. Darum heißt die Technik so, um den Körper auf das nachfolgende Training oder auf die Proben vorzubereiten.   

Wann immer es um Yasmeen Godder geht, fällt derzeit der Begriff «Störung», auf Hebräisch «Hafra’a», eine Technik, die Parkinson-Patienten helfen soll.

Hat die eine mit der anderen Technik zu tun?

Vermutlich ja. «Störung» beeinflusst den Körper auf kreative Art. Das kann die «Morning Technique» auch. Alles kommt ja aus meiner Lehrerseele. Bei den Parkinson-Patienten beginnt das Warm-up auf einem Stuhl. Die Morgenklasse beginnt auf dem Boden. Aber die Art, wie man sich mit der eigenen Anatomie verbindet, mit dem Raum und dem Atem, ist dieselbe. Alle Tanztechniken heilen den Körper und befreien ihn.  

Wenn abends bei den «Potsdamer Tanztagen» das Stück «Demonstrate Restraint» gezeigt wird, geht es da nicht um das genaue Gegenteil, wörtlich darum, Zurückhaltung zu zeigen?

In meinem Stück geht es um die Notwendigkeit zu protestieren. Ich möchte durch meine ästhetischen und politischen Positionen die israelische Gegenwart herausfordern. Ich wuchs als Frau in einer sehr männlich und militaristisch konnotierten Umgebung auf. Was passiert mit dem weiblichen Körper in einer Gesellschaft, die laufend mit Besatzung und Krieg zu tun hat? Man kann leicht für oder gegen beides sein. Aber egal, wo man steht, man ist in diesem Diskurs gefangen. Dagegen will ich protestieren.  

Mit Zurückhaltung?

Ich arbeite mit der Musikerin Tomer Damsky, um in einer Art Nummernrevue zu zeigen, was es bedeutet, eine Stimme in der Gesellschaft zu haben oder sie zu verlieren. Diejenigen, die sie verlieren, verlieren ihre Beherrschung und ihre Freiheit.   

Gibt es da irgendeine Querverbindung zur «Morning Technique»?

Sie hält mich gesund. Wir protestieren doch auch, um gesund zu bleiben. Oppositionell zu sein, war immer schon eine Form von Release, von Befreiung. Es geht bei jeder guten Technik darum, die Bedingungen für den Körper selbst zu bestimmen, bes-tens durch eine gewisse Einfachheit, Ruhe und Freude. «Morning Technique» will die Freude an der Bewegung zurückerobern und damit die Grundlage unseres Glücks. 

Yasmeen Godder unterrichtet «Morning Technique» bei den «Potsdamer Tanztagen» vom 15. bis zum 17. Mai; «Demonstrate Restraint» ist am 18. Mai zu sehen; www.fabrikpotsdam.de